Herzlich Willkommen zu einem

interaktiven Besuch der

Pfarrkirche der Pfarrgemeinde

St. Johannes der Täufer in Alt-Erkrath.




Schaut man von den Höhen rund um Erkrath auf den Ortskern, so bildet die alte Pfarrkirche mit ihrem mächtigen Turm einen besonderen Akzent. In einer Urkunde von 1194 wird der Kaiserswerther Kanoniker "Lodewicus, Pastor von Erkerode" als Zeuge aufgeführt. Man darf also annehmen, dass die Kirche seit der Mitte des 12. Jahrhunderts Mittelpunkt der katholischen Gemeinde ist. Genaue Daten über Beginn und Dauer des Kirchbaus sind ebenso wie der Bauherr unbekannt. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass die Initiative zum Bau der Kirche vom Stift Kaiserwerth (oder vom Stift Gerresheim) ausging. Etliche Argumente sprechen dafür, dass der Bau der dreischiffigen Kirche, deren Ausmaße erheblich größer waren, als die der anderen romanischen Kirchen im näheren Umkreis von Düsseldorf (z.B. Bilk (Alt St. Martin), Itter, Himmelgeist, Kalkum, Düssel etc.), in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet wurde.
Durch die Erweiterung in den Jahren 1901-1902 erhielt die Kirche ihre heutige Kreuzform.
Das quadratische Chorjoch mit der halbrunden Apsis, sowie die nördlich gelegene Sakristei und eine an der Südseite angebaute Kapelle mit der Begräbnisstätte der Herrschaft von Haus Unterbach wurden abgebrochen und durch Querschiffe, Seitenkapellen, Chorapsis, Chorumgang, Sakristei und Osttürme in neoromanischer Form ersetzt. Abgesehen von der barocken Schweifhaube, die der Turm 1785 erhielt, ist der romanische Baustil von außen schon leicht an den massiven Baukörpern, den kleinen Rundbogenfenstern und der sparsamen Wandgliederung zu erkennnen.
Drei Glocken laden die Gemeinde zu Gebet und Gottesdienst ein. Die größte und älteste aus dem Jahre 1454 bittet den Apostel Johannes um seinen Beistand. Dies deutet u.a. darauf hin, dass wahrscheinlich Johannes der Evangelist der erste Pfarrpatron war, und das Patronat zu einem späteren, nicht bekannten Zeitpunkt auf Johannes den Täufer umgewidmet wurde. Die kleinste Glocke aus dem Jahr 1500 weist durch ihre Inschrift auf die Existenz der Sebastianus-Bruderschaft hin: "SEBASTIANUS HEISCHE ICH - ZU DESZEN BRUDERSCHAFT HÖRE ICH - ZU EHREN GOTTES LUDE MICH"

Tritt man durch das Hauptportal des Westturmes in die Kirche ein, gelangt man zunächst in die Turmhalle, die nur deshalb den Eindruck einer Vorhalle vermissen lässt, weil sie sofort den Blick durch eine große Rundbogenöffnung in das Mittelschiff bis zum Chorraum freigibt. Vier Joche bis zum Ansatz des Querschiffes bilden den alten Teil des Langhauses. In gleichmäßigem Rhythmus tragen mächtige Pfeiler mit Rundbogen die hohen Wände mit Kreuzrippengewölbe. Nach Meinung der Kunsthistoriker hatte die Kirche zunächst eine flache Holzdecke, die erst im 14. Jahrhundert durch die gotischen Gewölbe ersetzt worden ist. Bei näherer Betrachtung lassen sich alter und neuer Baukörper leicht durch die etwas andere farbliche Gestaltung und die größere Raumhöhe unterscheiden. Immerhin muss man dem Architekten des Erweiterungsbaues, Dombaumeister Heinrich Renard, bescheinigen, dass ihm eine harmonische Verschmelzung der beiden Baukörper gut gelungen ist. Wandgliederung und Fenster wurden der alten Architektur sinnvoll angepasst. Außer den Fenstern in den beiden Seitenschiffen und den unteren Fenstern der Turmhalle wurden alle Fenster bei umfassenden Sanierungsarbeiten von 1954-56 erneuert. Die Entwürfe stammen von dem Künstler Leonhard Nienartowicz. Das linke Fenster im Chorraum stellt den Pfarrpatron, Johannes den Täufer, das rechte Fenster die Mutter Gottes dar. Beim Verlassen der Kirche mahnt der Hahn über dem Westportal die Gläubigen, Christus auch im Alltag nicht zu verleugnen.

Eine Kirche mag eine bemerkenswerte kunsthistorische Bedeutung haben, sie ist aber in erster Linie ein Sakralraum, ein Abbild des himmlischen Jerusalems, eine heilige Stätte, an der sich die christliche Gemeinde zu den verschiedenen liturgischen Feiern versammelt, ein Raum zu stillem Gebet, ein Raum, in dem neue Mitglieder durch die Taufe in die Gemeinde aufgenommen werden, und ein Raum, in dem lange Zeit die Toten aufgebahrt wurden, um dann (bis zur Anlage des Friedhofes außerhalb des Ortes) in nächster Nähe auf dem "Kirchhof" ihre letzte Ruhestätte zu finden. Bis ins 19. Jahrhundert hatten die Adeligen des Hau-ses Unterbach das Patronatsrecht inne, welches ihnen nicht nur die Möglichkeit sicherte, über die Besetzung der Pfarrstelle in Erkrath zu entscheiden, sondern auch das Recht einräumte, in der Kirche (im seitlichen Anbau an der Südseite) beigesetzt zu werden.

Die gegenwärtige Gestaltung und Ausstattung des Innenraumes der Erkrather Pfarrkirche geht überwiegend auf die umfangreichen Sanierungsarbeiten in den Jahren 1954-1956 unter dem damaligen Pfarrer Dr. Johannes Mohnen zurück. Für die Neugestaltung des Innenraumes waren die Ideen der liturgischen Bewegung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts richtungweisend. Der Hochaltar, der wahrscheinlich nach 1902 für die erweiterte Kirche entworfen und angefertigt worden ist, und die Nebenaltäre wurden entfernt und die schlichte Architektur des Raumes durch weiße Wandflächen in Verbindung mit den Natursteinen der Pfeiler hervorgehoben.Ein neuer, vorgezogener, schmuckloser Altartisch aus Westerwälder Trachyt lenkte nun den Blick der Kirchenbesucher stärker auf die Eucharistie, in der die Gemeinde das Gedächtnis des Abendmahles feiert und sich des Kreuzestodes Christi erinnert. Das gotische Altarkreuz (um 1370) über dem Hochaltar ist sichtbares Zeichen der Erlösung.
Der Tabernakel wurde 1955 von Hans Rheindorf als Aufsatz für den Altartisch geschaffen und in Anlehnung an die mittelalterlichen Flügelaltäre konzipiert. Die Tabernakelfront zeigt Christus mit den zwölf Aposteln, eine Silbertreibarbeit; die Flügel enthalten Opferthemen, links: Kain und Abel / Melchisedek; rechts: Abraham opfert Isaak / Kreuzesopfer Jesu.
Nach dem Konzil fand der Tabernakel seinen heutigen Platz in der Sakramentskapelle rechts neben dem Chor auf einer von dem Steinmetz Heinz Gernot 1974 hergestellten Stele.
Der Wandbehang von Willi und Anna Strauß (1955) enthält mit Adler, Taube, Lebensbaum und Schmetterling Motive des ewigen Lebens.
Der Ambo (Lesepult) von Egino Weinert aus Köln (1970) dient der Verkündigung des Wortes Gottes.

Für den Kirchenbesucher gibt es weitere Christusdarstellungen, die zu Gebet und Meditation anregen.
Besonders bemerkenswert sind die 14 Kreuzwegstationen von Elmar Hillebrand, Köln, 1955. Sie enthalten im Rand der Bildtafeln mit der jeweiligen Station korrespondierende Motive. Vom gleichen Künstler stammt die Darstellung des Schmerzensmannes, die ursprünglich für eine Kriegergedächtnisstätte in der Kirche gedacht war. Auch hier findet man im Sockel das Motiv des Schnitters als Symbol für Tod und Vergänglichkeit oder auch für die Lebensernte. Die Figur befindet sich auf einem Steinsockel am rechten Pfeiler der Turmhalle. Im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten im Jahr 2005 fand eine Darstellung Johannes des Evangelisten (wahrscheinlich - wie oben bereits erwähnt - der ursprüngliche Pfarrpatron) an der Südwand der Turmhalle einen neuen Platz.

Der Eintritt in die christliche Gemeinde wird seit der Urkirche durch die Taufe vollzogen. Der Brunnen ist sichtbares Zeichen des neuen Lebens in Christus. Der aus schwarzem Granit gefertigte Taufbrunnen aus dem 12. Jahrhundert stammt aus einer Werkstatt des Rhein-Maas-Gebietes und gehört zu den ältesten und wertvollsten Ausstattungsstücken der Kirche. 1912 fertigte der W. Künstler Giesbert in Aachen den Kuppeldeckel an.
An der Wand hinter dem Taufbrunnen findet sich die Darstellung des Pfarrpatrons, Johannes des Täufers, das Werk eines niederrheinischen Meisters um 1550. Der Osterleuchter (Elmar Hillebrand, 1967) mit der Osterkerze ist Zeichen der Verheißung des ewigen Lebens für den Täufling.
Seit jeher sahen die Christen in Maria das einfache Mädchen aus Nazareth, das "Ja" sagte zu einem göttlichen Auftrag, die gütige Mutter, die mit dem schmachvollen Tod ihres Sohnes das größte Leid durchleben mußte, welches einer Mutter widerfahren kann, und nicht zuletzt die königliche Fürsprecherin am Throne Gottes. Die Erkrather Kirche besitzt mehrere Mariendarstellungen, die dem Betrachter diese verschiedenen Aspekte einer großen Frau nahebringen können.
Im südlichen Querschiff befindet sich eine spätgotische Madonna aus Lindenholz, die wahrscheinlich um 1500 von einem unbekannten schwäbischen Künstler geschnitzt wurde. Nur der üppige Umhang und die edle Krone weisen auf ihre besondere Stellung hin. Ihre zierliche Gestalt lässt eine einfache junge Frau erkennen, deren Blick über den Betrachter hinweg in die Ferne gerichtet ist. Das Kind auf ihrem Arm schaut den Besucher mit klarem Blick an. Der Apfel in seiner Hand ist Zeichen für Christus, den neuen Adam.
An der gegenüberliegenden Wand des gleichen Querschiffes eine typische Rokoko-Darstellung des heiligen Josef, süddeutsch um 1730.
Unterhalb der Fensterrosette über dem Beichtstuhl befindet sich seit 2005 die lebensgroße Figur des auferstandenen Christus (vermutlich ein Werk des jüngeren Syrlin, 1455-1521, aus der Umgebung von Ulm), der den Betrachter mit seinen erhobenen Händen und Wundmalen an die Begegnung mit den "ungläubigen" Thomas erinnert.

"Sieh, ob es einen Schmerz gibt, der dem meinen gleicht?" Das ist die Frage, die das Vesperbild der Pieta an der Westwand des südlichen Seitenschiffes an den Betrachter richtet. Das Bild stammt aus der Umgebung von Salzburg um 1420.
Wenige Schritte davon entfernt hängt am zweiten Pfeiler zwischen Mittelschiff und südlichem Seitenschiff eine russische Ikone. Der zweiarmige Leuchter und der Kerzenleuchter an der Pieta sind Werke des Bildhauers Karl Winter aus Limburg, 1955.
Bei der thronenden Muttergottes am Ende des nördlichen Seitenschiffes handelt es sich um ein Werk aus Nordspanien (Burgos, um 1280), das aus weißem Sandstein besteht und vermutlich Teil eines Tympanon-Reliefs im Eingang einer größeren Kirche war. Die Figur erhielt erst im 16. Jahrhundert ihre heutige farbliche Fassung. Maria, in aufrechter Haltung, trägt ein purpurfarbenes, mit breiter Goldborde besticktes Kleid und ist in einen tiefblauen (Farbe der Könige), kostbaren Brokatmantel eingehüllt. Das Kind, das auf ihrem linken Oberschenkel steht, trägt in seiner Gestalt keinerlei kindliche Züge, sondern ist vielmehr eine erwachsene Person in kleinerem Maßstab. Ihre Blicke begegnen sich und in der Geste des rechten Armes von Mutter und Kind kommt ihre innige Beziehung zu Ausdruck.

Der Pfeiler, an dem die zuletzt erwähnte Figur steht, wurde erst 1954 an dieser Stelle eingezogen. Das war bedingt durch die Verlegung der Orgelempore, die sich bis zu diesem Zeitpunkt im Turm über dem Haupteingang befand. Aus architektonischen und akustischen Gründen entschied man sich damals für die jetzige Lösung. Die alte, pneumatische Orgel (Fabricius), wurde nach Fertigstellung der Empore an der Nordwand des linken Querschiffes unterhalb der Rosette als Provisorium wieder aufgebaut. Der schlechte technische Zustand des Orgelwerkes in Verbindung mit einer geänderten Klangvorstellung führten 1970 zum Neubau der heutigen Orgel von der Orgelbauwerkstatt Gebr. Stockmann in Werl. Die Orgel verfügt über 2 Manuale und Pedal mit insgesamt 21 klingenden Registern, mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur und Spielhilfen.


Erkrath, Januar 2007


Text:
Otto-Günter Ries
Fotos:
Holger Wirtz und Dirk Berle
Idee und Umsetzung:
Dirk Berle